Gottesschwingungen
Die Uraufführung eines Oratoriums in einer Kirche, bei dem ein Laptop die Klang- und Lichtwelt dirigiert, ein Sprecher mit philosophischen Worten die Musik begleitet und zarte Flötentöne mit tiefen Orgelfrequenzen sich live und einfühlsam dazu mischen, liefert beste Grundlagen für ein außergewöhnliches Kirchenkonzert, einzigartig und explizit für St. Severin in Eilendorf kreiert.
So ist der Förderverein für Musik und Kultur besonders stolz darauf, dass er dem Künstlerensemble die Plattform zur Realisierung ihres neuen Projektes bieten kann. Eine Inszenierung, die aufgrund religiöser Auseinandersetzungen, großer Offenheit zur interkulturellen Akzeptanz und einem kreativen Team zu verdanken ist, das den gemeinsamen Wunsch hat etwas Außergewöhnliches zu schaffen. Die musikalische Stilrichtung des Oratoriums basiert auf der Vielfalt unterschiedlichster Klanggruppierungen und Besetzungen mit klassischer Orchestrierung, zeitgenössischen Szenen einer Electropera, Solostücken und der Einbindung von indischen wie auch jüdischen Volksmusiken. Inhaltlich wird der Frage nachgegangen, welche Möglichkeiten sich in biblischen Erzählungen zeigen das eigene Leben in einem anderen Licht zu sehen.
Der Komponist, Klangforscher und Musiktherapeut Peter Michael von der Nahmer und der Psychoanalytiker Dr. Alfred Walter, der auch Theologie und Philosophie studiert hat, beschäftigen sich seit langem mit diesen Fragen. Auf ihrer Suche sind sie zu diesem faszinierenden Ergebnis gekommen: die Musik bettet den Text ein und im Text erklingt die Musik, zusätzlich wird in der Lichtinstallation die Klangwelt visualisiert. Als Resultat entsteht eine besondere Form des Oratoriums, das zum Nachdenken anregt und Gewohntes überdenken lässt.
Peter Michael von der Nahmer | Musik
Peter Michael von der Nahmer (geb. 1977) ist Komponist, Klangforscher und Musiktherapeut. Er begann im Alter von 4 Jahren mit dem Klavierspiel, komponierte ab dem 12. Lebensjahr, schrieb mit 18 Jahren seine erste Oper. Dann studierte er Filmmusik an der Hochschule für Musik und Theater in München, absolvierte nach dem Masterabschluss ein Aufbaustudium in Filmmusik an der UCLA in Los Angeles, erhielt anschließend namhafte Preise und diverse Stipendien in den USA und in Deutschland und fügte später seiner Ausbildung den Masterabschluss als Musiktherapeut hinzu. Gleichzeitig arbeitete von der Nahmer als Klangforscher und Sound Designer im BMW Forschungs- und Innovationszentrum. Im Mittelpunkt seiner künstlerischen, pädagogischen und therapeutischen Arbeiten steht das Musiktheater. Bereits in den Frühphasen der Stückentwicklung beginnt von der Nahmer einen intensiven Dialog zwischen Libretto, Tanz, künstlerischem Ausdruck und akademischer Reflexion.
Alfred Walter | Text
Dr. phil. Alfred Walter, hat eine psychoanalytische Praxis für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, für Gruppentherapie, Paar- und Familientherapie in Augsburg. Er hat Philosophie, Evangelische Theologie, Pädagogik und Politikwissenschaft studiert und bildet seit über 15 Jahren Psychotherapeuten aus, unter anderem an der Universität Augsburg und der Universität Ulm und veröffentlichte mehrere Fachpublikationen.
Mit Peter Michael von der Nahmer verbindet mich eine langjährige Zusammenarbeit, über die Stationen Augsburg - München - New York - und jetzt Aachen. Musik und Psyche - es war ein ungewöhnliches Experiment, zu dem Mike mich einlud: seiner Musik eine Stimme zu geben. Ein Libretto zu schreiben für unterschiedlichste Musik und diese in einen dramaturgischen Zusammenhang zu bringen.
Hans Jürgen Peters | Sprecher
Ich bin selbst immer noch ganz verwundert, dass ich - der Allgemeinmediziner Dr. med. H.-J. Peters - der Sprecher der „Gottesschwingungen“ geworden bin. Der Komponist (und Sohn meiner Frau Elenita) Peter Michael von der Nahmer bat mich, eine Probeaufnahme des Textes von Alfred Walter zu machen, um die Wirkung von Musik und Sprache auszuprobieren. Ich stellte mich unbekümmert und ohne Kenntnis der Musik dieser Aufgabe. Schon einen Tag später hatte Mike die Mischung fertig und fragte an, ob ich bereit wäre die Rolle des Sprechers zu übernehmen, weil ihm meine Interpretation des Textes und die Intensität meines Sprechens gut gefallen hätten. Und auch ich war begeistert von seiner Musik und der Harmonie von Klang und Wort. Wahrscheinlich klappte es deshalb so gut, weil ich als ganzheitlicher Arzt wie der Psychotherapeut Dr. Alfred Walter Körper, Geist und Seele als Einheit sehe und mit dem genauen Hinhören, dem Fragen und in Frage stellen und dem Deuten von Krankheitsbildern sehr vertraut bin. Und so ende ich mit Alfred Walters Worten aus dem Oratorium: „Hört! Hört! Hört genau hin! Hört genauer hin!“ und ergänze „Hört vor allem mit dem Herzen hin!“
Tatiana Wechsler
Die Auslegung von Ekklesiastes „Die Weisheit Salomons“ ist einer der am meisten diskutierten Bücher der Bibel. Ekklesiastes vertieft sich in den Sinn des Lebens, die vielen Unstimmigkeiten, die während des Lebens angetroffen werden und wie man mit diesen Unstimmigkeiten umgehen kann. Als der Prozess des Schreibens von Tightrope begann, analysierte ich mit Mike den Text sehr gründlich. Wir extrahierten die Verse, die uns am meisten interessierten und in denen wir ein dramatisches Potenzial spürten, und wir entschieden uns dann, die Geschichte aus der Sicht des Autors von Ecclesiastes und einer seiner Frauen zu erzählen. Ich begann eine Etappe des Schreibens mit Proben- und-Fehlern und verschiedenen Versionen eines Librettos, strich aus, korrigierte, änderte und erkannte bald, dass das Konzept eine andere Struktur benötigte, um zu funktionieren. So beschlossen wir, nur die Charaktere des Autors und einer seiner Frauen zu Wort kommen zu lassen. Der Dialog sollte gereimt und fast in Rap gesprochen und mit wenigen Singstimmen chorisch ergänzt werden. Sobald diese Entscheidung getroffen war, gelang es mir sehr schnell einen neuen Entwurf zu kreieren, und Mike begann seine Arbeit an der Komposition. Wir blieben in der ganzen Entwicklungsphase in engem Kontakt, tauschten solange Gedanken zu Änderungen aus, bis wir eine Version gefunden hatten, mit der wir beide zufrieden waren.
Monika PFennigs | Flöte
Monika Pfennigs verliebte sich mit 13 Jahren in den Querflötenklang und erhielt bald darauf in ihrem Geburtsort Kreuzau ihren ersten Flötenunterricht. 1994 studierte sie an der Musikhochschule Köln Abteilung Aachen bei Prof. Ricarda Bröhl und später bei Klaus Moog im Hauptfach Querflöte und schloss dort 1999 ihr Studium zur Instrumentalpädagogin ab. Anschließend studierte sie von 1999-2002 an der Musikhochschule Köln Abteilung Wuppertal bei Uta Linke und schloss dort ihr Studium mit der Künstlerischen Reifeprüfung ab. Ergänzt wurde ihr Studium durch zahlreiche Meisterkurse im In- und Ausland und weiteren Unterricht u.a. bei Trevor Wye, Jeanne Baxtresser, Hans Martin Müller, Prof. Manfredo Zimmermann, Anna Diana Schick und Prof. André Sebald. 1994 war sie 1. Preisträgerin beim Radio Rur Wettbewerb in der Sparte Klassik. Neben ihrer umfangreichen Lehrtätigkeit konzertiert die Flötistin in verschiedenen Kammermusikalischen Besetzungen. Sie wirkte an Rundfunkaufnahmen und an verschiedenen Orchesterprojekten mit. Seit 2014 leitet sie den Handglockenchor Bells of Glory in Eschweiler.
Marcel van Westen | Orgel
Marcel van Westen, geb.1978, erhielt seinen ersten Orgelunterricht bei Kees van Eersel. Danach studierte er an der Hochschule für Musik in Utrecht Orgel und Kirchenmusik bei Prof. Reitze Smits und schloss das Studium mit dem Abschluss „Master of Music“ ab. Er hat an zahlreichen Meisterkursen für Orgel und Chorleitung teilgenommen, unter anderem bei Marie-Louise Jaquet-Langlais, John Scott und Martin Haselböck. Außerdem studierte er privat Gesang bei Prof. Bart de Kegel in Belgien. Projektweise singt er bei Studium Chorale, Maastricht. Als Organist und Dirigent ist er hauptsächlich in den Niederlanden, Belgien und Deutschland tätig und war von 1999 bis 2008 Kantor-Organist und Direktor der Domsingschule in Goes (Koorschool Maria Magdalenakerk). 2009 bis 2013 stand er als Kantor und Dirigent von Hortus Musicus Religiosus, einem Verband von mehreren Chören, Instrumentalensembles und Orchester der Liebfrauenkirche St. Gertrudis in Bergen op Zoom vor. Marcel van Westen gewann mehrere Preise auf internationalen Orgelwettbewerben.
Stefan Knor | Lichtinstallation
Stefan W. Knor (Jahrgang 1975) ist Dipl.Kath. Theologe und Mag. of Art. Er studierte in Bonn und St. Augustin Katholische Theologie und Philosophie, in Wien Kunst und hat eine Zusatzqualifikation, um Sterbebegleiter auszubilden.Seit 2016 leitet er die Franziskus Akademie für Pflege, Kultur und Spiritualität in Geilenkirchen.Derzeit promoviert er in Theologie zum Thema: „Die optisch-ästhetische Erfahrung des Heiligen“, in St. Augustin bei Prof. Dr. P. Ramers.Seit 2001 verwirklicht er im deutschsprachigen Raum Licht- und Kunstinstallationen in Kirchenräumen.
Martin Theissen | Technische Umsetzung
Martin Theißen ist Veranstaltungstechniker und Gesellschafter-Geschäftsführer der eventac Veranstaltungstechnik GmbH – seit 1996 eine der Aachener Adressen für Ton-, Licht-, Video- und Bühnentechnik. In den letzten 10 Jahren hat er für eventac die Projekte und Lichtinstallationen von Stefan W. Knor begleitet und mit seinem Team die Ideen und Konzepte des Künstlers technisch umgesetzt und betreut. Seit 2008 fühlt sich Martin Theißen mit seiner Familie in Eilendorf und in den beiden Pfarrkirchen St. Severin und St. Apollonia zuhause. St. Severin durfte er bereits 2014 für und mit Stefan Knor lichttechnisch inszenieren. Über das erneute Interesse an seiner technischen Unterstützung - ausgelöst durch das außergewöhnliche Musikprojekt - war er sehr erfreut. Dabei ging es einerseits um die gleichmäßige und sprachverständliche Beschallung der Kirche mit musikalischen Anteilen von CD, Live-Musik und live gesprochenen Texten. Auf der anderen Seite gab es den Wunsch nach einer stimmungsvollen und auf die Musik abgestimmten Lichtinszenierung, wie Knor und eventac sie schon in zahlreichen Kirchen in Deutschland und Europa umgesetzt haben.